Ein wichtiges Element des Theaters wird im Gehörlosentheater sehr wenig bis gar nicht genutzt. Man kann so gar zu der Ansicht gelangen, dass es im gebärdensprachlichen Theater gar nicht vorkommt. Das Element welches ich meine nennt sich Kritik.
Der gehörlose Zuschauer kritisiert, die von ihm besuchten Aufführungen nur selten. Wenn man ihn fragt wie er die Aufführung fand, so antwortet er meist: "Schön." Das diese Antwort den Theatremachern nicht sehr weiter hilft und auch nicht zu einem Dialog einlädt, ist klar. Die lautsprachliche Theaterkritik kümmert sich um das gebärdensprachliche Theater nur wenig. Sie nimmt erstaunt zur Kenntnis, dass es ein gebärdensprachliches Theaters überhaupt gibt. Eine wirkliche Kritik traut sie sich nicht zu, da ihr zum einen das Verständniss fehlt und sie sich zum anderen nicht traut die "armen" Gehörlosen zu kritiesieren. Auch sie kann dem gebärdensprachliche Theatermacher nicht weiterhelfen.
Aber wo zu benötigt man überhaupt eine Kritik. Die Theaterkritik wurde entwickelt, um die Schauspieler auf der Bühne weiter zu bringen. Sie soll die Schauspieler und Regisseure dazu bringen ihr Bestes zu geben. Aber nicht nur für sie entstand die Theaterkritik. Sie wurde auch erfunden, um die Zuschauer zu schulen. Sie hilft dem Zuschauer einen Blick und ein eigenes Urteil zu dem von ihm gesehenen Stück zu entwickeln. Insgesamt soll eine Kritik den Dialog zwischen Bühne und Publikum vorran bringen.Damit erreicht sie, dass sowohl die Stücke und ihre Umsetzung auf der Bühne, als auch die Zuschauer im Saal besser werden.
Wir haben an dieser Stelle mit der Kritik der Aufführung "Ein Sommernachtstraum" begonnen eine Theaterkritik für das gebärdensprachliche Theater zu entwickeln. Demnächst wird eine Kritik zum Stück "Bluthochzeit" folgen.
Diese Beurteilung der Kritikfähigkeit der Zuschauer eines Gehörlosen-Theaterstückes ist ziemlich daneben! Bei Hörenden ist es nämlich so, daß sie das ganze jahr über in ihrer jeweiligen Stadt Theater besuchen können. So können sie dann auch ihre Kritik ansetzen, indem sie ihre Erfahrungen und Erlebnisse einbringen.
AntwortenLöschenWie ist es aber bei Gehörlosen?! Wenn sie Glück haben, kommt alle drei jahre einmal ein Gehörlosen-Theater in ihre Stadt, das sie besuchen und erleben können. Da sind sie also geradezu "ausgehungert" und freuen sich über jeden Brosamen, der für sie abfällt. Nur so kann man verstehen, warum die Gehörlosen nach den jeweiligen Aufführungen begeistert sind und jedes Stück für gut halten.
Hörende Kritiker haben sich da aussen vor zu halten, da sie im Geiste immer Vergleiche mit vorher gesehenen Stücken der normalen Theater vornehmen.
Ein weiterer vielleicht auch berechtigter Einwand ist, daß die Hörenden-Theater über immens viele Geldmittel verfügen können, sei es aus Entrittsgeldern, aus Stadtförderungen und sonstigen Kulturförderungen. Damit können sie sich hochrangige Künstler und imposante Kulissen erlauben.
Dies ist bei Gehörlosen-Theatern leider nicht so. Wenn schon mal ein Zuschuß ob von der örtlichen Kulturverwaltung oder von Sponsoren erbettelt werden müssen, so wirft es meist nur sehr wenig ab. Dementsprechend müssten die gehörlosen Zuschauer eigentlich höhere Eintrittspreise zahlen, was aber bei dem vergleichsweise niedrigeren Einkommen völlig illusorisch ist. Dann blieben eben die Zuschauer aus und das Gehörlosen-Theater hätte keine Zukunft.
Also bitte ich gern darum, die Kritik diesentsprechend zu differenzieren.
Es ist für Gehörlose einfach eine kleine Erlebensfreude, das Gehörlosen-Theater besuchen und sehen zu können. Dafür danken sie dann eben mit ihrem bekannten Beifall "die Hände zum Himmel"!
Lieber Friedrich, ich freue mich über die Reaktion und die mühe, die du dir gemacht hast.
AntwortenLöschenIch denke schon, dass auch Gehörlose zur Kritik befähigt sind, auch wenn sie nicht jeden Monat ins Theater gehen. Sie können auch ohne diese Übung ihre Erfahrungen und ihr Erleben einbringen. Eine Kritik ist ja nicht von vornherein negativ zu denken.
Sie sollte sich mit dem Gezeigten auseinandersetzen und auch Hilfe zum Verständnis des gezeigten bieten. Darüber hinaus soll sie den Dialog über das gebärdensprachliche Theater vergrößern, damit es mehr Aufführungen dieser Theraterform geben kann. Für ein lebendiges Theater ist es wichtig, dass man über das Theater spricht. Denn je umstrittener man eine Theaterproduktion bespricht, desto interessanter wird sie für die Zuschauer.
Ich denke, dass eine Kritik sich mit dem Theater auseinandersetzen sollten und bei einem gebärdensprachlichen Theater sollte sie sich eben mit diesem auseinandersetzen. Man muss auch verstehen, dass eine gute konstruktive Kritik den Theatermachern hilft und wichtig ist, um eine eigenständige Ästhetik zu entwickeln.
Auch gehörlose Theatergruppen bekommen staatliche Kulturförderung. Sowohl das Deutsche Gehörlosentheater als auch der Gehörlosen Theaterverein Dortmund bekommen staatliche und freie Fördermittel. Selbst wenn sie diese nicht bekommen würden, sollten es eine kritische Auseinandersetzung mit ihrer Arbeit geben.
Gutes Theater ist nicht allein abhängig von hochrangigen Künstlern oder imposanten Kulissen. Gutes Theater ist abhängig vom Wunsch gutes Theater zu machen und gutes Theater zusehen und wie Künstler und Zuschauer in einen Dialog darüber kommen. Dafür ist eine sich mit dem Theater beschäftigende Kritik sehr hilfreich. Insgesamt liegt die Förderung für gebärdensprachliches Theater zurzeit auf dem Stand Freier Theatergruppen.
Die Eintrittspreise für gebärdensprachliches Theater ist auch nicht sehr viel höher als die Preise für lautsprachliche Gruppen im Freien Theater., zu meist liegt er eher darunter. Von den Eintrittspreisen im städtischen und staatlichem Theater gar nicht zu reden.
Den Zuschauern will niemand die Erlebensfreude nehmen. Eine Kritik kann dieses Erleben noch vergrößern, da die Zuschauer das Gesehene besser verstehen und die Leistung der Schauspieler, Regisseure und Techniker besser beurteilen können