Anfänge

unbekannt
Natürlich läßt sich der Anfang nicht klar ausmachen. Die ersten Gehörlosen, die Theater gespielt haben sind uns nicht bekannt. Es gehört zum Menschsein Theater zu spielen. "Der Mensch spielt nur, wo er in voller Bedeutung des Worts Mensch ist",so Friedrich Schiller und für den gehörlosen Menschen gilt dies um so mehr, da es immer einen theatrales Element in seiner Sprache gegeben hat. Aber die ersten Anfänge eines organisierten Spielbetriebes lassen sich in Deutschland für das Gehörlosentheater bis an die Wende zum 20 Jahrhundert zurückverfolgen. In Berlin finden sich zu dieser Zeit erstmals Gehörlose zusammen, um Theater zu spielen. Leider haben wir an dieser Stelle keine genauen Kenntnisse von der Organisatinon und den Inhalten dieses Theaterspiels. Genauere Anfänge lassen sich dann nach dem II Weltkrieg im Jahr 1949 in Dormund festmachen. Dort erkennt August Feuerbaum die Notwendigkeit, dass Gehörlose für Gehörlose Theater spielen müssen. Aus dieser Idee entsteht 1951 das Deutsche Gehörlosen Theater. Es ist eine der ersten kulturellen Institutionen der Gehörlosen Kultur in Deutschland und bestimmt auf mehrere Jahrzehnte das Bild, welches Gehörlose vom Theater und Hörende vom Gehörlosen Theater haben. In späteren Jahren entwickeln sich dann auch in anderen Städten Gruppen, die Theater in gebährden Sprache machen, wobei auch Hörende mehr und mehr in den darstellerischen Vorgang einbezogen werden, so daß man nicht mehr im eigentlichen Sinn von "Gehörlosentheater", sondern viel mehr von "gebärdensprachlichem Theater" sprechen muss.
Brigitte Piering, Manfred Klute, Antje Rupprecht in der "Rote Hut"


Ästetisch entwickelt sich das gebärdensprachliche Theater von der durch den expressionistischen Stummfilm geprägten Pantomieme hin zum modernen durch die Deutsche Gebärden Sprache geprägten individuellen Spiel. Dabei formieren sich im laufe der Zeit verschiedene Gruppen, die verschiedene Stile vertreten. Das Deutsche Gehörlosen Theater, das Visuelle Theater, Thow & Show, Gestus, Gehörlosen Bühnen Club Berlin, Der Pott und viele mehr formieren sich im Verlauf in der Tradition des Deutschen Gehörlosen Theaters.

B. Machalski, W. Enning in "Faust"

Ein gutes Beispiel für diese Anfänge zeigt die "Faust" Inszenierung von Heinz A. Feuerbaum. Das Deutsche Gehörlosen Theater erlangte 1975 mit dieser Inszenierung auf den Weltfestspielen den 1. Platz. Auffällig an dieser Umsetzung ist die Fixierung auf Elemente aus Tanz und Pantomime und der Verzicht auf die Gebärdensprache. Dies wurde zu dieser Zeit vor allem mit Rücksicht auf ein internationales Publikum vorgenommen. Auch waren zu diesem Zeitpunkt Inszenierungen gänzlich ohne Gebärdensprache nicht mehr üblich. Allerdings muss auch gesagt werden, dass die Elemente Pantomime und Tanz noch lange das ästhetische Merkmal des Deutschen Gehörlosen Theaters waren.