Personen

W. Enning, Regina Swambat

Regina Swambat:
Regina Swabat war seit 1957 Mitglied des Ensemble des Deutsche Gehörlosen Theaters. Zusammen mit ihrem Mann prägte sie eine ganze Ära des gebärden-sprachlichen Theaters in Deutschland. In den 60er, 70er und 80er Jahren war sie an fast allen Produktionen des DGTs beteiligt. Sie war Mitglied jener Produktionen, die in Paris, Washington und Sofia den 1. Platz auf den Weltfestspielen der Gehörlosen belegten.
Regina Swambat war eine Schauspielerin, die sich mit sehr viel Disziplin, Fleiß und Ernst ihre Rollen erarbeitete. In Erinnerung ist sie uns als Gertrude im Hamlet, Mrs. Peachum in der Dreigroschenoper und Helene Alving in Gespenster geblieben. Mit diesen Arbeiten hat Regina Swambat Maßstäbe gesetzt an denen sich nachfolgende Generationen des gebärden sprachlichen Theaters messen müssen. Am 30.06.2009 starb Regina Swambat im Alter von 91 Jahren in Essen.



Wilhelm Bell

Wilhelm Bell:

Der Komiker des Deutschen Gehörlosen Theaters, wenn man von traditionellen Rollenfächern des Theaters sprechen will. Bell kam 1959 zum Deutschen Gehörlosen Theater und überzeugte sogleich durch seine körperliche Gewandheit und mimische Ausdruckskraft. Das Fach des Komödianten konnte ihm niemand wirklich streitig machen. Seine Interpretation des Geizigen und des eingebildeten Kranken sind vielen immmer noch in Erinnerung. Aus dem Nichts konnte Bell einen Witz erfinden und er verwandelte den langweiligsten Text in eine Lachorgie für seine gehörlosen Zuschauer. Sein Spiel konnte sich durchaus messen mit dem von Oliver Hardy, Stan Laurel oder Croucho Marx. Seinen Einfluß erkennt man heute noch bei einem gebärdensprachlichen Schauspieler wie Jörg Plank. Am 17.12.2009 starb W. Bell im Alter von 84 Jahren.



Kurt Eisenblätter


Kurt Eisenblätter:

Mit mehr als sechzig Jahren Bühnenerfahrung gilt Kurt Eisenblätter als die Theaterlegende des deutschen Gehörlosentheaters Theaters. Er prägte besonders die Phase des Gehörlosentheaters, in der man stärker auf den Ausdruck durch die Pantomime setzte und noch nicht so sehr an der Gebärdensprache interessiert war. So wurde in der Inszenierung des Hamlets von 1956 fast völlig auf die Gebärdensprache verzichtet, in dem man sich mehr auf Stilmittel des Tanz und der Pantomime berief.
Von 1950 bis 1959 war er Mitglied des Deutschen Gehörlosentheaters und wurde hier in der Rolle des Hamlet in der Regie von Heinz A. Feuerbaum bekannt. Anschließend gründete und leitete er im Ostteil Berlins das Pantomimen-Ensemble der Gehörlosen mit dem er einige internationale Preise erhielt und auch auf dem Weltkongress der Gehörlosen auftrat. In der DDR wurde ihm der Medaille für Verdienste im künstlerischen Volksschaffen der DDR verliehen. Eisenblätter wurde unter anderem 1981 mit dem Jean G. Deburau Preis und 2008 mit dem Kulturpreis des Deutschen Gehörlosen Bundes ausgezeichnet. Noch heute finden sich durchaus Schauspieler, die seine Art des Theaterspielens fortsetzen und sie durch ein modernes DGS erweitern.




Willhelm Enning mit Antje Rupprecht

Willhelm Enning:
W. Enning gehört zu den Gründungsmitgliedern des Deutschen Gehörlosen Theaters 1949 und des Gehörlosen Theatervereins Dortmund e.V. Bis zu seinem 85 Lebensjahr stand W. Enning auf der Bühne und überzeugte in diesem Alter in der Rolle des Soldaten im Stück "Der rote Hut". Am 23.01.2010 stand er zum Letztenmal auf der Bühne.
W. Enning überzeugte in vielen großen Rollen, die er meist unter der Regie von Heinz A. Feuerbaum spielte. Er machte alle ästhetische Entwicklungen des gebärdensprachlichen Theaters mit. Zu Beginn seiner Karriere  arbeitete er seine Rollen in der Technik der Pantomime und entwickelte seine darstellerischen Fähigkeiten weiter, in dem er später auch die Lautbild begleitende Gebährdensprache (LBG) und zum Schluss die Deutsche Gebärdensprache (DGS) in sein Spiel hinzu nahm. Noch heute sieht man Schauspieler, die sich an seinen Rollenvorbildern orientieren.
W. Enning hat auf der Bühne eine Lücke hinterlassen, die so schnell niemand auffüllt.

Manfred Klute und Barbara Podehl
Manfred Klute:

Genauso wie W. Enning gehört Manfred Klute zu den erfahrensten Schauspielern des Gehörlosen Theaters in Deutschland. Er spielte von 1955 bis 1998 für das Deutsche Gehörlosentheater. Er brillierte in Haupt- und Nebenrollen in vielen Produktionen wie Faust, Charlie`s Tante und der Geizige. Dabei zeichnen Ruhe, Präzision und Klarheit sein Spiel besonders aus. 
Manfred Klute zeigte seine Kunst auf fast allen Weltfestspielen der Gehörlosen und konnte dort mit dem DGT immer einen der ersten Plätze belegen.
Zum Ende seiner Karriere gründete er mit elf andern Personen den Gehörlosen Theaterverein Dortmund e.V., um die lange Tradition des gebärdensprachlichen Theaters in seiner Heimatstadt fortzusetzen. Seine letzte Rolle spielte er in der Produktion "Der rote Hut". Seine Interpretation des Geizigen gehört zu den großen Ereignissen, die ein gebärdensprachliches Theater in den letzten Jahren hervor gebracht hat. Zu unserem großen Bedauern spielte er diese Rolle zu Letztenmal am 23.01.2011. Mit Manfred Klute hat ein großer Schauspieler seine Karriere beendet.

Heinz A. Feuerbaum
Heinz A. Feuerbaum:

Der Regisseur und langjährige Intendant übernahm das Deutsche Gehörlosentheater im Jahr 1951. In den 40 Jahren seiner Leitung entwickelte sich das Theater von einer interessierten Laienspielgruppe zu einem professionellem Theater von internationalem Ruf.
Viel der Entwicklungslinien des Gehörlosentheaters lassen sich auf die Arbeiten von Heinz A. Feuerbaum zurückführen. Seine Inszenierungen prägten maßgeblich das Bild, welches gehörlose Menschen vom Theater haben. Angefangen mit Inszenierungen in Pantomime in den 50er und 60er Jahren, entwickelte er das darstellerische Repertoire des gebärdensprachlichen Schauspielers weiter und stützte seine Arbeit in den 70er Jahren mehr und mehr auf die Lautbild begleitende Gebärdensprache. Dies ermöglichte seinen Darstellern zum ersten Mal klassische Texte des Theaters und der Literatur den gehörlosen Menschen nah zu bringen. In dieser Zeit entwickelte das Deutsche Gehörlosentheater das Gebärdenlied, eine Gattung die heute in unterschiedlichen Formen als kleine Filme im Internet zu sehen sind und seinen bisherigen Höhepunkt im Auftritt von Tobias Kramer beim „Supertalent“ fand. In den 80er und 90er Jahren setzte sich dann schließlich DGS mehr und mehr durch und wurde zu einem maßgeblichen ästhetischen Mittel des Deutschen Gehörlosentheaters.
Auch seinen Beitrag zur Entwicklung und Förderung der Gebärdensprache sollten nicht außer Acht gelassen werden. Ausgehend von der Idee des „Theaters als Lehranstalt“ wollte Heinz A. Feuerbaum seine Arbeiten immer als einen Beitrag zur Weiterentwicklung der Gebärdensprache verstanden wissen. Den Kern seiner Arbeit bildete jedoch die Aufgabe, gehörlosen Menschen einen Zugang zu den kulturellen Ideen und Werten dieser Gesellschaft zu ermöglichen.
Zu den großen prägenden Inszenierungen, die er erarbeitete zählen „Hamlet“, „Faust“, „Romeo und Julia“, „Carmen“, „Macbeth“ und „Die Jungfrau von Orleans“. Mit diesen Inszenierungen erreichte das Deutsche Gehörlosen Theater den 1. Platz auf der Weltfestspielen in Washington, Paris, Sofia und Palermo. Für diese Arbeiten erhielt Heinz A. Feuerbaum Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland und den Verdienstorden des Landes Nordreihenwestfalens.
Als seinen größter Erfolg bezeichnet er selber jedoch die Tatsache, dass noch heute gebärden-sprachliche Schauspieler wie Antje Rupprecht, Jürgen Podehl, Brigitte Piering, Jörg Plank und viele andere, die bei ihm ihr Handwerk erlernt haben, auf der Bühne stehen, spielen und ihr Wissen an die nächste Generation weitergeben.
Heute hat sich Heinz A. Feuerbaum von der aktiven Arbeit zurückgezogen. Jedoch steht er dem Gehörlosen Theaterverein Dortmund immer noch in interessiert und beratend zur Seite.