Montag, 21. März 2011

Warum eignet sich Shakespeare für ein Gehoerloses Publikum?

W. Shakespeare

Es gibt zwei Aspekte, warum sich gerade dieser Autor für ein gebärdensprachliches Publikum eignet. Zuerst ist es seine Sprache, die auf den ersten Blick zwar sehr fremnd und komplex anmutet, ihn aber gerade deswegen für ein gebärdensprachliche Publikum interessant macht. Seine von allerlei Sprachbildern durchsetzte Sprache läßt sich mit etwas Fantasie sehr leicht in Gebärdensprache übersetzen, wenn man bereit ist auch neue Wege zu gehen. Als Bild prägt sich, der damit ausgedrückte Inhalt schneller ein und wird verstanden. Wobei man sich nicht scheuen darf auch neue Gebärden zu erfinden. Shakespeare selber hat viele Worte und Wortbilder der englischen Sprache erfunden. Somit kann sich jeder Übersetzer ein Beispiel an ihm nehemen und sich auf neuen Wegen ausprobieren. Shakespear war ein Virtuose seiner Sprache. 34.000 verschiedene Wörter zählt man in seinen Werken – der geschätzte aktive Wortschatz eines gebildeten Engländers heutzutage ist nur etwa halb so groß. Charakteristisch für Shakespeare ist die stilistische Vielfältigkeit, die vom Niedrigsten bis zum Höchsten alle Register der Sprache gleichermaßen berücksichtigt. Einen solchen sprachlichen Reichtum in die Gebärdensprache zu übersetzen kann nur eine Freude für jeden sein, der mit der Gebärdensprache zu tun hat und sie weiter entwickeln will.
Genauso geht der Autor auch bei senen Figuren und dem Ablauf der Handlung vor. Hier findet sich die ganze Welt auf einer Bühne. Vom König bis zum Bettler sind alle Menschen seiner Zeit vertreten. Aber auch die Stücke selber enthalten fast immer Merkmale aller Gattungen. So enthält jede Tragödie auch eine Komödie und jede Komödie eine Tragödie. Dieser Umstand erfordert von einem Publikum selten ein spezial Wissen, um sich an den Stücken und ihrer Darstellung zu erfreuen, sondern die Stücke wenden sich an jeden Menschen. Und das Schicksal der Figuren brührt die meisten Menschen, weil sie etwas grundsätzlich menschliches Ausdrücken. Dabei zeichnet sich Shakespeare durch sein Wissen von den Menschen, ihren Ängsten und Begierden aus. Seine große Volkstümlichkeit findet sich in Figuren wie Fallstaff und Puck wieder. Die innere Logik der Figuren und die große Menschlichkeit mit der sie agieren machen ihn zu einem sehr interssanten Autor für die Übersetzung in Gebärdensprache.
Zu dem kommt das der Shakespeare ein so kluger Autor war, dass man seine Stücke nicht ganz verstehen muss, um sie zuverstehen. Die Liebe von Romeo und Julia erzählt sich auch, ohne zu wissen wo und wann das Stück spielt. Eine Figur wie Helena im "Sommernachtstraum", die sich aus Liebe von ihrem Geliebten misshandeln lässt, findet das Verständniss vieler heutiger Frauen in der gleichen Situation. Auch eine Hermia, die einer scheinbar übergroßen Macht trotzt und auf ihrer Liebe besteht, ist jedem Zuschauer sehr schnell zugänglich.
Dies alles zusammen macht Shakespear für ein gebärdensprachliches Publikum so wertvoll. Und es sollte immer eine Überlegung Wert sein ein Stück aus seiner Feder in Gebärdensprache zu inszenieren.

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