Montag, 28. März 2011

Ein Sommernachtstraum pünktlich zur Sommerzeit

Antje Rupprecht und Cristo Sailer
 Am Ende des Winters und zum Beginn der warmen Jahreszeiten präsentiert uns der Gehörlosen Theaterverein Dortmund sein neues Theaterstück: Ein Sommernachtstraum von W. Shakespeare. Das 1596 entstandene Stück handelt von der Liebe und ihren Verwirrungen. Es gehört zu den meist gespielten Stücken auf deutschen Bühnen und ist ein Klassiker in den Schulen. Zwei Liebespaare auf der Flucht vor ihren Eltern und dem Gesetz, geraten in der Nacht in den Wald und werden von den Elfen in die Irre geleitet. Am Schluss finden sich alle Paare wieder zusammen und die Liebe feiert ihren großen Sieg.
Der Theaterverein Dortmund präsentiert uns das Stück in einem abstrakten Bühnenbild, welches genauso wie die Kostüme auf geometrische Grundformen reduziert bleibt und in seiner Farbigkeit an die Playmobilwelt aus Kindertagen erinnert. Hierbei lässt Regisseur Peter Feuerbaum immer wieder Effekte aus dem Schwarzlichttheater einfließen und verleiht so dem Abend auch einige gruselige, bis lyrische Momente.
Insgesamt begeistert der „Sommernachtstraum“ durch eine großartige Ensemble Leistung der Schauspieler. In einer guten Mischung aus erfahrenen Schauspielern und Anfängern, stellt uns der Theaterverein einige neue Talente des gebärdensprachlichen Theaters vor. In der Rolle des Demetrius und des Squenze sehen wir eine großartige Michaela Ramacher. Des weiteren Christo Sailer in einer intensiven Interpretation der Rolle des Lysander. Dazu kommt noch ein sehr spielfreudiger Peter Wahl und in einem ersten Auftritt als Hippolyta Silvia Cichy. Eingebunden werden diese neuen Talente von erfahrenen Schauspielern wie einer sehr guten Antje Rupprecht, in einer Doppelrolle als Hermia und Elfenkönigin Titania, und in einer weiteren Doppelrolle Jürgen Podehl, als Herzog Theseus und Elfenkönig Oberon. Unterstützt werden sie von der sehr dynamischen Brigitte Piering als Egina. Dabei kann der Theaterverein sich darauf verlassen das in seinem Umfeld Talente nicht nur entdeckt, sondern auch weiterentwickelt werden, wie man es an Barbara Podehl und Gabi Wiencek sehen kann. Der Sprung den Beide in ihren schauspielerischen Ausdrucksmöglichkeiten gemacht haben ist sehr groß.
Regisseur Peter Feuerbaum führt dieses Ensembel mit großer Geduld zu Höchstleistungen und inszeniert in diesen Kindertraum die Härte, der Auseinandersetzung um Liebe und Glück.
Dabei ist kritisch zu bemerken, dass die Doppelbesetzungen nicht zum Verständnis des Stücks beitragen. Hier hätte man sich gewünscht, dass die Regie auch diese Rollen gleichwertig besetzt.
Alles in allem sehen wir hier einen gelungenen Abend und hoffen, dass noch viele Menschen diese Inszenierung zu sehen bekommen.

Montag, 21. März 2011

Warum eignet sich Shakespeare für ein Gehoerloses Publikum?

W. Shakespeare

Es gibt zwei Aspekte, warum sich gerade dieser Autor für ein gebärdensprachliches Publikum eignet. Zuerst ist es seine Sprache, die auf den ersten Blick zwar sehr fremnd und komplex anmutet, ihn aber gerade deswegen für ein gebärdensprachliche Publikum interessant macht. Seine von allerlei Sprachbildern durchsetzte Sprache läßt sich mit etwas Fantasie sehr leicht in Gebärdensprache übersetzen, wenn man bereit ist auch neue Wege zu gehen. Als Bild prägt sich, der damit ausgedrückte Inhalt schneller ein und wird verstanden. Wobei man sich nicht scheuen darf auch neue Gebärden zu erfinden. Shakespeare selber hat viele Worte und Wortbilder der englischen Sprache erfunden. Somit kann sich jeder Übersetzer ein Beispiel an ihm nehemen und sich auf neuen Wegen ausprobieren. Shakespear war ein Virtuose seiner Sprache. 34.000 verschiedene Wörter zählt man in seinen Werken – der geschätzte aktive Wortschatz eines gebildeten Engländers heutzutage ist nur etwa halb so groß. Charakteristisch für Shakespeare ist die stilistische Vielfältigkeit, die vom Niedrigsten bis zum Höchsten alle Register der Sprache gleichermaßen berücksichtigt. Einen solchen sprachlichen Reichtum in die Gebärdensprache zu übersetzen kann nur eine Freude für jeden sein, der mit der Gebärdensprache zu tun hat und sie weiter entwickeln will.
Genauso geht der Autor auch bei senen Figuren und dem Ablauf der Handlung vor. Hier findet sich die ganze Welt auf einer Bühne. Vom König bis zum Bettler sind alle Menschen seiner Zeit vertreten. Aber auch die Stücke selber enthalten fast immer Merkmale aller Gattungen. So enthält jede Tragödie auch eine Komödie und jede Komödie eine Tragödie. Dieser Umstand erfordert von einem Publikum selten ein spezial Wissen, um sich an den Stücken und ihrer Darstellung zu erfreuen, sondern die Stücke wenden sich an jeden Menschen. Und das Schicksal der Figuren brührt die meisten Menschen, weil sie etwas grundsätzlich menschliches Ausdrücken. Dabei zeichnet sich Shakespeare durch sein Wissen von den Menschen, ihren Ängsten und Begierden aus. Seine große Volkstümlichkeit findet sich in Figuren wie Fallstaff und Puck wieder. Die innere Logik der Figuren und die große Menschlichkeit mit der sie agieren machen ihn zu einem sehr interssanten Autor für die Übersetzung in Gebärdensprache.
Zu dem kommt das der Shakespeare ein so kluger Autor war, dass man seine Stücke nicht ganz verstehen muss, um sie zuverstehen. Die Liebe von Romeo und Julia erzählt sich auch, ohne zu wissen wo und wann das Stück spielt. Eine Figur wie Helena im "Sommernachtstraum", die sich aus Liebe von ihrem Geliebten misshandeln lässt, findet das Verständniss vieler heutiger Frauen in der gleichen Situation. Auch eine Hermia, die einer scheinbar übergroßen Macht trotzt und auf ihrer Liebe besteht, ist jedem Zuschauer sehr schnell zugänglich.
Dies alles zusammen macht Shakespear für ein gebärdensprachliches Publikum so wertvoll. Und es sollte immer eine Überlegung Wert sein ein Stück aus seiner Feder in Gebärdensprache zu inszenieren.

Mittwoch, 16. März 2011

Die Aufregung steigt

In Dortmund wird unter den Beteiligten der Produktion "Sommernachtstraum" die <nervosität größer und größer. Das entscheidende Datum 26.03.2011 kommt immer näher und es wird sich zeigen, ob sich die Arbeit 6 Monaten, ungefähr 24 Wochenenden und der Einsatz von jeder Menge Herzblut gelohnt hat.
Am kommenden Wochenende findet die Generalprobe statt. Das heißt bis Sonntag um 15:00 muß alles fertig sein. In den Gesichtern der Schauspieler ist die Anspannung deutlich zu erkennen. Es häfen sich kleine Streitereien und jeder hatte mindstens einmal den Gedanken: "Ich schmeiß jetzt alles hin." Aber noch sind alle an Bord und der Käpten gibt die Parole aus: "Land ist in Sicht haltet durch. Jetzt sind Männer mit Bärten und Frauen mit Brusthaar gefragt. Die Leichtmatrosen von Deck: Üben könnt ihr woanders."
Aber Scherz beiseite, die Produktion hat den Punkt erreicht an dem keiner mehr zurück kann. Das Stück muß raus und es Wünschen alle dem Publikum viel Spaß.