Dienstag, 14. Juni 2011

Bluthochzeit

Ein spanischer Abend, der manchem spanisch vor kommt



Das Deutsche Gehörlosentheater spielt „Bluthochzeit“ von Lorca



Eine Braut flieht unmittelbar nach der Hochzeit mit dem schon lange geliebten und längst auch verheirateten Leonardo. Man ahnt es so gut wie die Mutter des Bräutigams, die bereits ihren Mann und den ersten Sohn verloren hat: Alles läuft auf einen blutigen Kampf hinaus. Garcia Lorca, am 5. Juni 1898 bei Granada geboren und 1936 von den Franchisten ermordet, gilt in der spanischsprechenden Welt als der Autor der Moderne, der auch heute noch breite Popularität genießt. Vielleicht auch weil er sich immer für die Opfer der Gesellschaft interessierte - für die Tagelöhner, die Frauen, die Zigeuner, für Homosexuelle und seit seinem langen Aufenthalt in New York auch die Schwarzen und ihre Kultur.
Das Deutsche Gehörlosentheater interpretiert Lorcas Bluthochzeit als ein spanischen Folkloreabend. Es wird an dieser Stelle deutlich, dass eine Inszenierung, die sich sehr am original Text orientiert und bemüht ein genaues historisches Abbild des Stückes auf die Bühne zu bringen, die Idee des Stückes verfehlen kann. Lorcas Figuren zeichnet ein Zwispalt zwischen Tradition und den eigenen Empfindungen aus. Sehr deutlich wird dies bei der Mutter, die zwar das Messer und die Gewalt ablehnt, aber dennoch nicht vergeben kann. Die Mutter wird damit zum Träger einer Tradition, die sie selber ablehnt. Leider wird dies, trotz der großen Qualität von Sailers Spiel, in der Inszenierung nicht deutlich.
Sichtbarer wird dies noch in der Interpretation der Rolle des Leonardo durch den Schauspieler Rafael – Evitan Grombelak. Statt durch den Konflikt zwischen den Pflichten eines Familienvaters und dem Wunsch nach seiner Geliebten, spielt Grombelak den Leonardo als oberflächliches Abziehbild eines spanischen Machos, wie er durch die Wohnzimmer des deutschen Kleinbürgertums geistert.
Nina Horch überzeugt in der Rolle der Braut sehr. Die Schauspielerin kann in ihrem Spiel auf ihre Erfahrungen als Elektra in dem gleichnamigen Stück zurückgreifen.Allerdings würde man sich bei ihr Wünschen, dass ihr Spiel facettenreicher wird.
Sehr überzeugend auch Sabrina Schröer in der Rolle der Bettlerin. Sie schafft es dem Stück zu geben was ihm an weiten Teilen dieses Abends fehlt – Tempo. Sehr gut auch die Besetzung der Ehefrau Leonardos und ihrer Schwiegermutter durch Nina Dentamaro und Dominika Belz. Von beiden Schauspieler darf man noch Großes erwarten, wenn sie sich in weiteren Rollen entwickeln können. Allerdings sollte man Frau Belz sagen, dass wenn man nicht stricken kann, es auch nicht auf der Bühne spielen sollte.
Insgesamt schafft es der Abend über weite Strecken seine Zuschauer zu langweilen und nur wenige Einfälle der Regie begeistern und laden zum miterleben ein. Als besonders schlimm erweist sich der Film in der Mitte des Stücks. Eine wirkliche Idee zum Umgang mit dem anderen Medium gibt es nicht. Letztlich sieht man nur, dass hier jemand sehr lieblos mit einem Theaterstück umgeht. Besonders peinlich, die Flamenco tanzende Hochzeitgesellschaft. Hier rettet man sich in tourismus Kitsch, weil man ein Theaterstück nicht verstanden hat.

Nächste Vorstellung: Heidelberg - Sonntag, 18.09.2011, um 15 Uhr
Theater im Kulturhaus Karlstorbahnhof.